Frieden mit Russland
An diesem Abend sprachen, moderiert von dem Journalisten Tilo Gräser, der Geschäftsmann Alexander von Bismarck mit dem Journalisten Patrik Baab über Russland. Beide sind auf unterschiedliche Weise Kenner des Landes. Alexander von Bismarck verbindet eine lange Familientradition mit Russland. Bereits sein Urgroßonkel Otto von Bismarck war interessiert an der Freundschaft. Deshalb lässt er sich seine Beziehung zu Russland nicht zerstören. Sein Grundtenor ist die Hoffnung auf Diplomatie, nicht zuletzt mit der neuen Präsidentschaft von Trump, den er als Geschäftsmann, an einem Deal interessiert, sieht.
Patrik Baabs Erfahrungen mit langjähriger Recherchearbeit und Reportagen in Russland fasste er in seinem Buch „Auf beiden Seiten der Front“ zusammen. Er sieht die Lage weniger optimistisch und bezeichnet den Krieg in der Ukraine als den gefährlichsten seit dem 2. Weltkrieg – 1000 km Kriegsfront mit neuen Waffen, wie Drohnen und Satelliten. Er spricht von fünf Kriegen: zwischen Ost- und West-Ukraine, dem russisch/ukrainischen Bürgerkrieg, dem Stellvertreterkrieg zwischen Russland und USA, dem Wirtschaftskrieg zwischen Autokratie und Neoliberalismus (Westen versucht mit 15000 Sanktionen Russland wirtschaftlich in die Knie zu zwingen) sowie dem Krieg gegen die eigenen Bevölkerungen (Sie tragen die Kriegskosten).
Alexander Bismarck war in Istanbul bei den Friedensverhandlungen 2022 dabei, die von Boris Johnson abgebrochen wurden, und fordert: „Alle müssen an einen Tisch, Kriegsursachen müssen debattiert werden!“
Patrik Baab stellt fest, dass die steigende Nervosität der Unternehmen, infolge sinkender Profitraten, einen Ausweg lediglich in der Verbilligung der Arbeitsplätze, der Erschließung neuer Märkte suchen und vor allem in immer neuen Kriegen. Beide sprechen von dem Unverständnis vieler Russen, warum sich die Deutschen das antun lassen, denn die Sanktionen schaden zuerst ihnen selbst. Viele Russen fühlen sich von Putin hängengelassen, weil er nicht schon 2014 nach dem Maidan-Putsch in die Ukraine einmarschiert ist.
A.v. Bismarck versteht nicht, warum in Deutschland nicht über Frieden mit Russland gesprochen wird, sondern von Frieden gegen Russland. Das erklärt P. Baab damit, dass die USA den Großteil der ideologischen Apparate und Thinktanks, wie z.B. Marschall-Fund, Atlantik-Brücke gekapert haben, USA an allen DAX-Unternehmen beteiligt sind und so das „akademische Prekariat“ vorauseilenden Gehorsam erzwingt. Ist für den aus der DDR stammenden Tilo Gräser eine „Russophobie“ undenkbar, so sieht A. v. Bismarck, dass den Deutschen diese eingeredet wurde. Er zitiert seinen Urgroßonkel: „Wer den Frieden will, muss die Interessen des Gegners respektieren.“ und sagt:“ Es ärgert mich, dass wir keine Interessen haben dürfen!“
Unterschiedlicher Meinung sind sie über den Verlauf des Krieges: Während A. v. Bismarck den Druck der BRICS-Staaten auf die USA und Trumps Wille, Amerika im Inneren zu stärken, optimistisch stimmt, sieht P. Baab kein schnelles Ende des Krieges als gegeben. Er zitiert: „Ein Krieg hört dann auf, wenn die oben nicht mehr können und die unten nicht mehr wollen!“ und das sei noch nicht gegeben.
Die sich anschließende Diskussion war von dem überwiegenden Bedürfnis geprägt, in Frieden mit Russland zu leben.