Fühlendes Erkennen - Warum wir Grund haben, an das Gute in uns zu glauben
Vor voll besetztem Sprechsaal hielt der Psychologe Dr. Steffen Oelsner, der neben seiner therapeutischen Arbeit auch an der Ausbildung von Psychotherapeuten mitwirkt, seinen spannenden Vortrag über die Zusammenhänge von Emotionen, Bedürfnissen und Heilungsmöglichkeiten.
Er beginnt mit einer Frage: Gibt es das Gute im Menschen überhaupt?
Ziemlich schnell kommt er zum Ergebnis seiner langjährigen Forschung: JA, es gibt das Gute im Menschen.
Allerdings kann es durch ungünstige Bedingungen verloren gehen. Dies hängt mit unerfüllten Grundbedürfnissen der Kindheit und Traumatas zusammen.
Bedürfnisse sind angeborene Triebe, die unser Überleben absichern. So ist z.B neben Nahrungsaufnahme und Schlafen das Selbstwertgefühl auch ein Grundbedürfnis.
Seine Erfahrung aus der Therapie ist, dass das Erkennen der eigenen Bedürfnisse von zentraler Bedeutung für die Heilung ist. In der Kindheit konnten nicht alle unsere Bedürfnisse befriedigt werden, so dass wir sie verdrängen mussten. Als Erwachsene können wir dann diese Bedürfnisse gar nicht benennen, weil wir sie gar nicht erkennen oder Schwierigkeiten haben, das was in uns ist mit Worten auszudrücken. Unser Körper, der unsere Bedürfnisse „kennt“, bringt uns zu Ersatzbefriedigungen. Beispiele dafür sind Zuckerkonsum, Exzessives Arbeiten, Drogen und andere Süchte.
Das Bedürftige ICH drückt sich im Körper durch Emotionen aus. Diese haben die Aufgabe, unsere Bedürfnisse zu regulieren. Sie sind Nachrichtenübermittler an unseren Körper, unser soziales Umfeld und unseren eigenen Verstand. Allerdings sind sie auch Bewahrer unverarbeiteter Erlebnisse, Traumatas. Emotionen sind die Energie, die uns zum Handeln und zur Bedürfniserfüllung bringen können.
Alle Probleme, die wir in der Gegenwart haben, haben ihren Ursprung eines Mangels in der Kindheit. Leiden mag niemand, aber ohne Leid merkt man nicht, dass man ein Problem hat.
Steffen Oelsner weist auf den Zusammenhang zwischen unserem Nervensystem und unseren Emotionen hin. Hier geht es um Trigger, die uns in 3 Verhaltensmodi bringen können: Kampf, Flucht oder Starre. Auch diese sind Anzeichen, die man für eine Heilung nutzen kann; u. a. als Motivation, eine professionelle Begleitung in Anspruch zu nehmen.
In der Heilung geht es darum, fühlend zu erkennen, was uns als Kind gefehlt hat und was man damals gebraucht hätte. Es geht um Ressourcenfindung und das Erkennen, wie man dies in sein heutiges Leben integrieren kann. All dies braucht einen vertrauensvollen sicheren Raum, in dem es darum geht nicht zu urteilen sondern zu verstehen.
Er spricht am Ende über die gegenwärtigen Probleme unsere Gesellschaft. Seine Aussage ist: die Gesellschaft kann heilen, wenn wir uns selbst, jede/r Einzelne, heilen. Ein erster Schritt kann sein, für Andere einen vertrauensvollen, sicheren Raum zu halten, in dem jeder so sein darf und angenommen wird, wie er/sie ist.
Wer mehr über den Emotionsein- und -ausschalter, über die drei menschlichen Gehirne und die Choreographie der Heilung wissen möchte, dem ist zu empfehlen sein Buch zu kaufen. Der Vortrag wurde aufgezeichnet und wird als Video in Kürze zur Verfügung stehen.