Das Moralgefängnis
Unterhaltsam, Informativ, in der Tiefe begreifend, so erlebte ich (JG) den Vortrag, der anfangs die Frage stellte:
Warum sollte die Vielfalt von Meinungen ein Problem sein?
Michael Andrick spricht von einem kulturellen, sich ausbreitenden Virus namens Moralin. Dieser hat sowohl den privaten als auch öffentlichen Bereich infiziert. Deutschland bezeichnet er augenzwinkernd als ein Seuchengebiet von Moralin.
Wenn man die (einzige) Wahrheit gegen den Irrtum durchsetzen möchte, ist Demokratie nicht möglich!
Spaltung ist ein gemeinschaftliches Ergebnis. Sie lebt von Mitmachen. Er stellt in seinem Buch die Behauptung auf: Im Moralgefängnis bewachen sich die Insassen selbst. Hat er recht?
Erneut begeisterte uns der kluge Philosoph mit seinen Gedanken über das, was in unserer Gesellschaft aktuell passiert …Und wie man dem begegnen kann, ohne zur Spaltung beizutragen. Danke dafür!
Moral als politische Waffe für gezielte Spaltung der Gesellschaft
In seinem neuen Buch «Im Moralgefängnis – Spaltung verstehen und überwinden» analysiert der Philosoph und Publizist Michael Andrick die gesellschaftlichen Spaltungen und deren Ursachen. Am Freitag hat er es in Berlin vorgestellt. Tilo Gräser war dabei.
Nicht weniger und nicht mehr als zu erklären, warum die Gesellschaft gespalten ist und wie sie da wieder rauskommt, das versucht der Philosoph und Publizist Michael Andrick in seinem neuen Buch. Er sieht die Menschen «im Moralgefängnis» verhaftet, wie es bereits der Titel sagt. Zugleich würden sie an «Moralitis» leiden, durch welche eine offene, tolerante Debatte «durch einen niveaulosen und realitätsfernen Wettstreit von Glaubensfraktionen» ersetzt worden sei.
Andrick ist derzeit mit seinem Buch, in dem er über die Ursachen und Formen der gesellschaftlichen Spaltung aufklärt, auf Lesetour. Eine der Stationen war am vergangenen Freitag Berlin. Der Kulturkreis Pankow hatte ihn ins Rudolf-Steiner-Haus eingeladen und etwa 100 Menschen kamen, um ihm zuzuhören und mit ihm zu diskutieren.
Dem Philosophen, der unter anderem regelmässig in der Berliner Zeitung veröffentlicht, gelang es, das ernste Thema mit einer Prise Humor zu vermitteln. Zugleich äusserte er sich deutlich kritisch gegenüber den gegenwärtigen gesellschaftlichen Verhältnissen in Deutschland.