Dirk Pohlmann

Politische Morde und der Tiefe Staat

Von Kennedy bis Herrhausen

Was war das für ein spannender Vortrag, ein Feuerwerk von Informationen und Zusammenhängen. Und was für ver-rückte Dinge in der Welt passieren, das haben wir im vollbesetzten Saal erfahren.

Der erfahrene Journalist Pohlmann recherchiert und interviewt spannende Leute, deckt von Mainstreammedien berichtete Ungereimtheiten auf, sieht Zusammenhänge, über die nicht berichtet wird. Geopolitik und Vormachtstreben sind ein Teil davon.
Sein Thema: Der Staat im Staat, Schattenstaat oder Tiefer Staat – illegale oder illegitime Machtstrukturen innerhalb des Staates. Organisationen, die sich ausschließlich Kapitalinteressen verpflichtet fühlen, sich suprastaatliche Strukturen schaffen, die sich der demokratischen Kontrolle entziehen.

Menschen mit guten sozialen, friedvollen und wirtschaftlichen Prinzipien und Werten kommen auf mysteriöse Weise ums Leben. Untersuchungskommissionen kommen zu merkwürdigen Schlüssen, wie beim Mord an Kennedy, was durch das couragierte Handeln und die Ehrlichkeit von Bürgern Jahre später ans Licht kam. Wir erfuhren, warum Friedensbemühungen und WIN WIN Geschäfte im großen Maßstab gefährlich sein können und wer hinter den Morden steckte. Es ging von Italien über Amerika, Afrika und Russland bis nach Deutschland.
Sein neuestes Buch, “ Im Auftrag der Eliten- Der Fall Herrhausen“ erscheint demnächst.

Konkret vergleicht er den erst kürzlich statt gefundenen Angriff der USA auf russische Raketenfrühwarnsysteme Russlands mit den ständigen Versuchen seitens der USA im Kalten Krieg, die Sowjetunion zu sabotieren bzw. durch Provokationen in einen Krieg zu ziehen, wie u.a. mit simulierten russischen Bombenangriffen auf die Kurilinseln vor Japan sowie der Stationierung von Raketen in der Türkei, und der darauf folgenden Antwort von sowjetischen Raketen auf Kuba oder dem Auftauchen von angeblich sowjetischen U-Booten vor der schwedischen Küste.

Eine wesentliche Rolle im amerikanischen Geheimdienstimperium spielt für Dirk Pohlmann Allen Dulles, (Geheimdienstchef von 1947-61) und Bruder von John Foster Dulles (Außenminister USA von 1953-59), der die CIA zu einer schlagkräftigen Organisation zur weltweiten Durchführung verdeckter Operationen, Mordplänen gegen ausländische Staatsführer, dem Sturz legitim gewählter Regierungen im Ausland und der massenhaften Überwachung der eigenen Staatsbürger aufbaute damit ein halbes Jahrhundert amerikanischer Schattenpolitik (stay behind, Geheimarmee Gladio) bestimmte.
Konkret ist Dulles verantwortlich für Regierungsumstürze u.a. in Iran (Präsident Mosadegh, Verstaatlichung der Öl-Industrie), Guatemala (Rücktritt und Ermordung von Präsident Jacobo Arbenz, wollte Unitet-Fruit verstaatlichen) oder an den Morden von u.a. Patrice Lumumba und Dag Hammarskjöld, UNO-Generalsekretär von 1953 bis zu seiner Ermordung 1963 (Vermittler in der Suezkrise, sowie während des Sezessionskrieges im Kongo) und vielen weiteren unliebsamen Personen.

Als bis heute ungeklärt sieht Pohlmann die Ermordung von John F.Kennedy. Als Grund sieht er die Wandlung JFKs hin zur Entspannung mit der Sowjetunion und die Einigung mit Chruschtschow in der Kuba-Krise – beide wollten den Kalten Krieg beenden. Auch führte JFK Gespräche mit Fidel Castro, ganz gegen den CIA-Plan Operation Northwood (Invasion auf Kuba). Das lässt ein Attentat der CIA unter Ellen Dulles vermuten.
Weiter berichtet er von Italien: Mit seiner starken kommunistischen Partei erlebte es in den 60/70er Jahren zahlreiche Attentate, wahrscheinlich Gladioaktionen, um sie als eine Strategie der Spannung den linken Kräften anzulasten. Der Ministerpräsident Aldo Moro fiel als Unterstützer einer sozialistischen Entwicklung 1978 einem Attentat der Roten Brigaden (unterwandert von der CIA) zum Opfer.

Die Reagan-Präsidentschaft ist für D. Pohlmann entscheidend für den Untergang des sozialistischen Systems. Reagan schädigt die SU durch einen Deal mit Saudi-Arabien, über die Ölpreisbindung an den Dollar sowie der Ölpreissenkung und zwingt die SU gleichzeitig zur Hochrüstung (u.a. Konflikt in Afghanistan). Dazu kommen Sabotageakte wie die Explosion der Pipelines für das größte Erdgas-Geschäft zwischen Sowjetunion – Deutschland, mit dem Einsatz seitens der USA (CIA) gelieferter defekter Mikroelektronik. Pohlmann vergleicht damit Zerstörung der Nordstream 2 Pipeline („Die Methode Reagan“, Doku von D.Pohlmann, Arte, 2011).
Zum Komplex der skrupellosen Machtausübung gehört auch der Mord an Olof Palme, kurz bevor er sich mit Gorbatschow treffen konnte, um eine nuklearwaffenfreie Zone und eine friedvolle Zusammenarbeit zu beschließen.
Dirk Pohlmann endet seinen fulminanten Vortrag mit dem Mord an dem Präsidenten der Deutschen Bank, Alfred Herrhausen, der sich mit seinem Ausspruch „Wir brauchen Glasnost für den Kapitalismus“ nicht nur Freunde gemacht hat; Stichwort ist die Entschuldung von Mexiko „Brany Plan“.


Alfred Herrhausen strebte gute Geschäfte an, von denen jedoch alle etwas haben sollen. Er trifft sich mit Gorbatschow, sucht ein vertrauensvolles Verhältnis und plant eine osteuropäische Entwicklungsbank, ein treuhänderisches Joint Venture.
Davon war die USA nicht begeistert, denn es hätte die im Kalten Krieg internalisierte Vorherrschaft der USA beendet. So ging eine einmalige Chance verloren, eine multipolare und sozialere Welt zu entwickeln.

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